12. 03. 2024
Verfasst von: Hans Jürgen Böhmer
Globales Netzwerk erforscht Waldsterben im Klimawandel
Der Zustand der Wälder ist ein Dauerthema im öffentlichen Bewusstsein. Wurde das Phänomen „Waldsterben“ in den 1980er Jahren mit regionaler Luftverschmutzung assoziiert, steht es seit dem Einsetzen immer häufigerer Dürren und Temperaturextreme nun sinnbildlich für die Auswirkungen des Klimawandels. Doch dieser Trend variiert weltweit, es dürfen keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Das Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover erforscht im globalen Netzwerk ITMN die komplexen Klimafolgen in Regenwäldern des Pazifikraums.
Umwelt-Monitoring global etablieren
Weltweit wurden bisher rund 64.000 Baumarten wissenschaftlich beschrieben, weitere 9.000 werden insbesondere in ausgedehnten, noch wenig durchforschten Wäldern Südamerikas und Südostasiens vermutet. Nur für einen verschwindend geringen Teil ist genauer untersucht, wie sie auf die Klimaerwärmung reagieren. Aktuell nehmen die Baumsterblichkeitsraten in vielen Regionen der Erde zu – aber wie und warum dieser Trend weltweit variiert, ist eine offene Frage.
Um Waldsterben auf globaler Ebene verlässlich beurteilen und vorhersagen zu können, benötigen Fachleute Daten aus langfristiger bodengestützter Waldbeobachtung und großräumiger Fernerkundung. In schwer zugänglichen Ökosystemen wie tropischen Regenwäldern gibt es nur wenige Datenreihen, die ins 20. Jahrhundert zurückreichen. Aufzeichnungen aus Hawaiis Regenwäldern von Mitte der 1970er Jahre eingerichteten Dauerflächen sind deshalb besonders wertvoll für das Verständnis der komplexen Vorgänge im Ökosystem Wald, etwa bei vielfältigen Interaktionen von Waldsterben und biologischen Invasionen.
Realistisch einschätzen, voreilige Schlüsse vermeiden
Forschende müssen sich global vernetzen und permanent Erfahrungen austauschen, damit sie die Dimension problematischer Entwicklungen realistisch einschätzen und voreilige Schlüsse vermeiden können. Nicht jedes Waldsterben ist eine klimainduzierte Katastrophe, denn nicht selten handelt es sich um natürliche Vorgänge in einem überalterten Bestand oder erwartbare Folgen unangepasster Nutzung. Zugleich bestehen durch die enorme Ungleichverteilung von Forschungsmitteln und -institutionen auf dem Globus große Lücken beim Umweltmonitoring, vor allem im globalen Süden.
Um diese wissenschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen koordiniert zu bewältigen, wurde mithilfe von Seedfunding der Volkswagenstiftung das International Tree Mortality Network (ITMN) gegründet. Prof. Dr. Hans Jürgen Böhmer vom Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover ist Gründungsmitglied des interdisziplinären Netzwerks. Dessen Aufgabe ist zum Beispiel, die Datenerhebung zu standardisieren, unterschiedlichste Datenformate und -quellen zu integrieren, Datenbanken langfristig zu betreuen sowie ein umfassendes globales Monitoring von Wald- und Baumsterben zu etablieren. Im Netzwerk haben sich die global führenden Forschenden in diesem Bereich zusammengeschlossen. Sie bilden inzwischen die anerkannte Task Force „Monitoring Global Tree Mortality Patterns and Trends“ der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO).
Hier finden Sie weitere Informationen:
- International Tree Mortality Network
- Langzeit-Dynamik von Baumsterblichkeit und Phytodiversität in einem pazifischen Bergregenwald auf verschiedenen Skalenebenen
- Bericht zum VW-Symposium “Crossing scales and disciplines to identify global trends of tree mortality as indicators of forest health”
- Task Force “Monitoring Global Tree Mortality Patterns and Trends” der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO)
- Hans Jürgen Böhmer, ResearchGate
Institut für Geobotanik/Institut für Erdsystemwissenschaften (IESW)
Institut für Geobotanik/Institut für Erdsystemwissenschaften (IESW)
30169 Hannover
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